Beeringers letzter Fall - eine humorvolle Kriminalgeschichte by Bruno Ensslen

Beeringers letzter Fall - eine humorvolle Kriminalgeschichte by Bruno Ensslen

Autor:Bruno Ensslen [Ensslen, Bruno]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Silberburg-Verlag GmbH
veröffentlicht: 2013-09-27T22:00:00+00:00


Nein, hier auf seiner Liege kann er völlig ungestört, selbstbestimmt und in Ruhe seinen Gedanken nachgehen – solange die Liegen in gebührendem Abstand belegt sind.

Die Liege rechts neben ihm wird von einem einsamen Handtuch bewacht, die Linke von einer stattlichen Dame bewohnt. Halbschwergewicht. Zwei Drittel davon überfüllen den nördlichen Bereich ihres blumenreichen Einteilers. Um ihre Liegestatt verteilt sich ein Großteil ihres Hausrats, den sie aus einer seesackgroßen Badetasche nach und nach um ihre Insel gruppiert hat. Die Dame ist unentwegt, emsig und eifrig dabei, den Inhalt von zwei Dosen und drei Tuben auf das nackte Terrain ihres hellrosarot schimmernden Körpers zu verteilen. Sie ist offensichtlich davon überzeugt, dass nur fünf absolut leere Behältnisse zum gewünschten Erfolg führen.

Um seinen Gedanken nun wirklich völlig ungestört, selbstbestimmt und in Ruhe nachgehen zu können, zieht Beeringer eins seiner Tücher übers Gesicht. Damit signalisiert er seinem Umfeld unmissverständlich eine kommunikationsfreie Zone.

Halblaut resümiert er vor sich hin: »Die Anonyme hab e gfonda. Den Kittel au. Sein erschta Besitzer ebafalls, des ben i. Dr Hagmeier isch vrschwonda. Er hot em Lotto gwonna. En seim Stall isch a Bluatlache. Seine Bloama send am End. Ond seine Badwanna send voll Wasser. En Besigheim hend se dr Wei ausgsoffa.«

Plötzlich erhebt sich sein Handtuch von seinem Gesicht. Beeringer blickt zu Tode erschrocken ins erstaunte Antlitz seiner Nebensitzerin.

»Isch älles en Ordnong? Kann i Ihne vielleicht irgendwie behilflich sei? – I han do no a Siebnavierzigelf, des hilft emmer.«

Der Dialog, den Beeringer gewohnheitsmäßig laut mit sich selbst geführt hat, hatte für die Dame wohl so besorgniserregend geklungen, dass sie sich zu dieser Maßnahme der ersten Hilfe gezwungen sieht.

Beeringer erhebt sich ruckartig aus der Waagrechten, zieht seine verrutschten Tücher verschämt wieder über seine Blößen und erklärt: »Nein, danke, i han bloß so a bissle vor me nodenkt.«

Die hilfreiche Dame zieht sich skeptisch wieder etwas zurück und gibt den Blick auf die Liege mit dem einsamen Handtuch frei. Da sitzt jetzt – Erbarmen! – Leonhard Benzl.

»Ja, Herr Beeringer, ja, do guck her, ja, jetz lass me no gau, dr Herr Beeringer. Des freit mi jetzt. Ich fraie mich emmer, wenn e hier en Bekannta treff.«

»Ja, ich mich normalerweise auch.«

Beeringer sucht einen Fluchtweg.

Aber Benzl fährt erbarmungslos fort: »Derf i Ihne meine Frau Gemahlin vorstella?« Er deutet zu der hilfreichen Dame.

Beeringer verneigt sich leicht im Sitzen. »Angenehm. Mir kennet ons scho – a bissle.«

Was macht denn Irma so lange? Und wo bleibt sie denn? Hilfesuchend blickt er zur Eingangstür, dann zum Notausgang.

Benzl erhebt sich, schlingt das Gürtelband um die mittlere Erhebung seines persilweißen Bademantels, kommt näher, setzt sich ihm gegenüber und streckt ihm jovial beide Hände entgegen.

»Mir habet ons ja jetzt scho a paar Dag nemme gseha, Sie hend jo a Mordsveigele an dr Stirn. Isch des beruflicher Herkunft? Oder ischs a familiäre Sach? Wie gohts au emmer? Send Se emmer no henter dem Kittel her? Mei Schwiegertochter moint, des sei bestemmt a kapitaler Kremenalfall, mit dem Hagmeier ond seim viela Lottogeld. Womeeglich mit Erpressong ond ...« Er zieht mit seinem Zeigefinger eine imaginäre Linie quer über seine Kehle.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.